Es ist so warm, dass es selbst in der Nacht nicht mehr herunterkühlt, geschweige denn, in der Wohnung.

26 Grad war die niedrigste Temperatur draußen gegen 5:00 Uhr. Steffen hatte ja heute bei sich in seiner Wohnung geschlafen, seine Bettdecke war ein nasses Handtuch, sagte er mir später.

Bei mir waren es Mücken. Selbst deren Mini-Flügel konnten in meiner Wohnung keine Luftabkühlung erzeugen. Nur Mückenstiche. Unendlich viele. Die faszinierende Frage bleibt, wo kommen die so hoch oben im Hochhaus her, die nervenden kleinen Biester?

Heute hat Steffen den wichtigen Nachbesprechungstermin des PET Scans. Ich kann ihn nicht hinfahren, da ich bis Mittags zwei kleine Aufträge habe und dann nachmittags noch die BlueManGroup. Aufgeregt warte ich auf seinen Anruf. Kurz vor 11:00 Uhr kommt meine Servicekraft und packt alle Speisen für die beiden Auslieferungen ein.

Die Nachricht aus der Hölle

Als er weg ist, klingelt das Telefon.  Steffen ist dran:

Der Krebs hat gestreut und es gibt nunmehr Signale aus der Leber und in den Knochen. Also der Krebs sitzt im Kopf, am Hals, in der Lunge und metastasierend in der Leber und in den Knochen.

Steffen

Der Arzt meint, er kann das in dieser Größe nicht mehr bestrahlen, da überall irgend ein Krebs leuchtet und er so nicht mehr auf den Tumor zielen kann. Aus dem kleinen Krebsherd ist nun ein unheimlich mächtiger Gegner gewachsen, weil der HNO-Arzt Steffen damals im April nicht ernst genommen hat!

Steffens Bestrahlungsarzt meint nun, nur die Chemo kann das richten. Er organisiert sofort einen Termin in der Charité beim dortigen Professor am nächsten Tag.

Nur bei der Chemotherapie kann der ganze Krebs platt gemacht werden und am Ende gibt es noch ein PET-Scan, und falls dann noch irgendwo irgendetwas leuchtet, dann wird das dann gezielt bestrahlt und gekillt, da es sich durch die Chemotherapie dann wahrscheinlich wieder verkleinert hat.

Wie geht es weiter?

Ganz alleine in der Küche bin ich erst einmal sprachlos und arbeite den BlueManGroup Auftrag ab. Wie ein Roboter. Mit vereinzeltem Weinen. Meine Freundin aus Amerika ruft an, die Angestelltenidee wabert noch in meinem Kopf herum. Sie sagt mir Hilfe bei Lebensläufen und diesen Dingen zu. Dann muss ich auch schon das Essen ausliefern.

Während ich bei den blauen Männern die Chafing Dishes und das Essen aufbaue, kommt eine Mitarbeiterin zu mir und sagt, „ihr beiden tut mir so leid, das was ihr gerade durchmachen müsst“. Genau so ein schöner Triggersatz, wo man gleich wieder losheult.

Sie meint, sie hat dasselbe durch und sie hat keinen Krebs mehr. Fragt mich, was wir so tun. Ernährungstechnisch. Dann fragt sie mich „kennst Du den Chaga-Pilz?“. Ich verneine, habe ich noch nie gehört. Woher auch.

Sie sichert mir zu, mir am Folgetag einen Pilz mitzubringen. Man macht sich daraus wohl einen Aufguss und muss das mehrmals trinken. Der Tee wird in Russland begleitend zur Chemotherapie getrunken, da er die Nebenwirkungen vermindert. Steffen kann jede Hilfe brauchen. Ich bedanke mich bei ihr, wie lieb und herzlich! Solche Situationen passieren gerade immer öfter, das man auf helfende Menschen trifft.

Zuhause angekommen, wartet Steffen schon auf mich. Er sitzt auf der Couch. Erschöpft lege ich mich daneben und sage ihm, dass ich beschlossen habe, das Catering zu beenden und mir einen Job zu suchen. Somit hat Steffen keinen Druck, so schnell wie möglich wieder gesund zu werden und kann sich die Zeit nehmen, die er braucht. Und ich habe keinen Druck mehr, mir Sorgen um Aufträge, Geldverdienen und das elende Finanzamt und deren Forderungen zu machen.

Wir essen etwas und dann gehe ich in die Wanne und lege mich gegen 19:00 Uhr auf das Bett und schlafe ein und schlafe wie ein Stein, so tief wie sehr lange nicht mehr. 12 Stunden lang. Eine Last ist von meinen Schultern genommen.

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