Steffen geht es heute viel besser, daher planen wir heute einen Abenteuertag einzulegen. Wir besuchen einen Wasserfall, eine Nuraghe und ein Geisterdorf und futtern, was das Zeug hält.
Zum Sonnenaufgang geht es auch heute am Morgen wieder an den Strand. Das morgendliche Schwimmen könnte ich mir angewöhnen, würde ich hier wohnen. Morgens ist das Licht hier so wunderbar klar und die Welt ist noch rein und schön. Mittlerweile genießen wir es, Frühaufsteher zu sein. Diese Morgenroutine wird mir definitiv fehlen!
Nach dem Frühstück holen wir E. ab, denn heute haben wir uns einen Tagesausflug ausgesucht, der für M. leider zu anstrengend ist. Wir haben vier Dinge auf dem Plan, die relativ nah beieinander liegen.
- Wasserfall
- Nuraghe
- Fledermaushöhle
- Geisterstadt
Cascata die Lequarci
Nach einer Stunde Fahrt auf der Autobahn, vorbei am NATO-Testgelände, dort wo die Tiere und Fische verstrahlt werden, vorbei an Funktürmen und Stacheldrähten, kommen wir in den wunderbaren Bergen in der Nähe von Arbatax an.
Beängstigend enge Straßen führen durch an Berge geklebte Ortschaften steil hinauf. Unser Ziel ist ein Wasserfall, der weit im Hinterland liegt.
Nun, leider haben wir Sommer, der Wasserfall funktioniert wahrscheinlich nur in den Wintermonaten und nach intensivem Regen.
So sieht also ein Wasserfall ohne Wasser aus. Ein klarer Fall also. Ganz oben über die Kante sollte das Wasser tosend herunterstürzen. Eigentlich. Das macht es heute jedoch nicht. Na gut.
Herr E. lacht sich halb tot. Das fängt ja gut an!
Aus Langeweile fahren wir noch in den nächsten Ort, wo ein kleiner Wallfahrtsort ist und die Aussicht ebenfalls malerisch.
Nächstes Ziel:
Grotta Su Marmuri
Es geht weiter zu einer Marmorhöhle, in der es Fledermäuse, Tropfsteine und verwunschene Gänge zu bestaunen geben soll. Es ist 11:45 Uhr. Die nächste Führung startet 14:00 Uhr. Stimmt, wir haben ja Nebensaison. Die startet immer um den 28.09. des Jahres herum und macht, dass kaum noch Touristen da und die Parkmöglichkeiten überwiegend kostenlos sind, was ja gut ist, aber auch, dass sich all die Öffnungszeiten ändern.
Wir müssten also noch 2 Stunden warten. Das möchten wir nicht. Also trinken wir einen wunderbaren Caffe Latte, bzw. zwei. Der ist dort unglaublich gut. Dann setzen uns wieder in unser Auto und fahren zum nächsten Highlight:
Nuraghe Serbissi
Und noch höher geht es in die Berge. Noch enger werden die Kurven. Fast ist der Jeep zu breit. Ein weiterer Jeep kommt uns entgegen, es wird arg eng. Herr E. pöbelt aus der heruntergekurbelten Scheibe heraus die anderen an.
Nach einer weiteren Nadelkurve gibt es plötzlich Parkmöglichkeiten und Steintreppen, die sich in den Himmel winden. Anhalten! Wie Kinder springen wir angeknipst aus dem Auto, stürmen in alle Himmelsrichtungen aus und erkunden die Felslandschaft.
Nach einer halben Stunde haben wir uns alle wieder beruhigt und fahren weiter, die Nuraghe wartet.
Nach einer halben Stunde ist es wieder gut und weiter gehts, die Nuraghe wartet. Nuraghen sind 3000 Jahre alte Steinbauten der ersten Inselbewohner. Diese Steintürme boten Schutz und waren sicherlich auch aus religiösen Dingen wichtig. Meist sind sie auf strategischen Punkten gelegen. So auch diese.
Abenteuer Hinterland
Wir fahren die schmale Straße weiter, bis sich ein Feldweg abzweigt, dem wir laut Googlemaps folgen müssen. Wir passieren das Nationalparkschild, aber nirgends steht, das Auto fahren verboten wäre. Die Waldwege werden immer enger, es ist nur noch eine Schotterpiste, die in Serpentinen auf und ab geht. Aber Google sagt, das ist immer noch die richtige Straße.
Um uns herum niedrige Gehölze und unendliche Landschaft. Und kein Mensch. So fangen Horrorfilme an. Die beiden mitfahrenden Herren sind nun überhaupt nicht mehr entspannt. Aber wir haben den Jeep und ich als Fahrerin damit große Freude.
Nach weiteren 6 km auf der Buckelpiste kommen wir tatsächlich an einem Parkplatz an. Ein Wegweiser weist in die Richtung der Nuraghe. Weitere 300 m sind nun zu bewältigen. Gar kein Ding, bis wir sehen, dass das ganze dann im 30 Grad Winkel gen Himmel gehen soll. Wir pusten und prusten.
Herr E. verflucht uns, wir verfluchen uns. Nach 200 m endlich ein Eintrittskartenhäuschen. Geschlossen. Natürlich. Mittagspause. Bis 14:00 Uhr! Natürlich.
Panik
Wo ist diese beschissene Nuraghe? Ungehaltenheit wechselt mit Wahnsinn. Der Blick wechselt leicht hysterisch zu der halb gefüllten Wasserflasche von Herrn E. Herr E. schaut uns ängstlich an. Wir denken alle dasselbe und verstecken die Paranoia hinter einer durchsichtigen Fassade.
Egal, wir sind jetzt einmal hier, wir gehen bis zum bitteren Schluss den Berg hinauf, dort hinauf, woh wol diese komische Nuraghe sein soll. Oben dräut endlich der Steinturm. Mit kleinen Bauten drumherum.
Abgeschlossen hinter einem Gartentor mit einem kleinen Draht justiert. Ich höre Stimmen und warne, wir können da nicht hinein. Da sind andere Menschen. Blödsinn wars, die Stimmen waren nur in meinem Kopf.
Aber genug überzeugend für die beiden Herren. Wir kehren um. War der Weg auf dem Hinweg schon so lang? Blair Witch Project-ähnliche Hölzchen-Kreaturen hängen an den Bäumen. Stumm und bedeutungsvoll schauen wir uns an. Wir laufen schneller. Nach der drölften Kehre dann endlich der Jeep. Den Schlüssel habe ich auch noch einstecken. Heissa! Zurück in die Zivilisation. Dieses Mal wird uns keine Hexe fressen.
Auf dem Rückweg zu dem nächsten Ziel kommt uns in einer der zahllosen Kehren wieder dieser weiße Jeep entgegen. Genau der Jeep, den Herr E. vorhin angepöbelt hat. Es waren die Wärter des Kassenhäuschens der Nuraghe.
Läuft bei uns. Egal. weiter gehts.
Hunger!
Die letzte Station wird ein weiteres Geisterdorf sein, aber vorher haben wir einen unmenschlichen Hunger und finden ein niedliches kleines Dorfrestaurant in Gairo, die
Trattoria Pizzeria S’Arghingiu
Via Eleonora d’Arborea, 1, 08040 Gairo Sant’Elena NU, Italien
Die Pasta hier ist ein Traum!
Gestärkt und nicht mehr vom Hungerwahn getrieben, besuchen wir nun ein Geisterdorf
Gairo Vecchia
Nach starken Regenfällen und Schlammlawinen wurde das Dorf 1951 verlassen. Seitdem stehen die Häuser leer und drohen einzustürzen, die Natur holt sich alles zurück. Mittlerweile sind die Hauptwege abgesperrt und man kommt nicht mehr in den Dorfkern.
Einige Gärten der Häuser werden von den ehemaligen Bewohnern, die nur einige Meter weiter in das neue Dorf gezogen sind, noch heute benutzt und man sieht noch prächtige Feigen- und Persimonenbäume. Die Kräuter duften und Kürbisse und Tomaten wachsen.
Langsam stellt sich bei uns Erschöpfung ein, wir fahren nach Hause. Die beiden Jungs sind ruhig und von dem Ausflug kaputtgespielt und schlafen auf dem Heimweg aneinandergelehnt auf der Rückbank. Das Licht ist wunderbar. Ich fahre die beiden sicher heim.
Abendbrot
Abends gehen wir auf Wunsch von Herrn M., der heute leider den ganzen Tag zuhause bleiben musste, in ein teures Fischrestaurant mit Touristenzulage, wenn wir schon mal am Meer sind.
21:30 Uhr geht es dann auch schon für uns alle ins Bettchen.
Verrückt, die Insel schafft uns.