Steffen muss nachher wieder um 09:30 Uhr zum Blutabnehmen in die Charité fahren, aber er traut es sich heute schon mal zu, alleine hin zu fahren. Somit kann ich mich in Ruhe um den ganzen angefallenen Papierkram und das Visum für China kümmern.

Nach dem Theater der letzten Wochen und dem Ende der letzten Chemotherapie realisieren wir langsam, dass es da vielleicht noch ein anderes Leben gibt.

China? China!

Ein Leben, welches wir vor zehn Monaten geplant haben und als krönendes Ziel unseren Flug nach China am 20.12. bereithalten soll.

Glücklicherweise hat meine australische Schwägerin die ganze Planung und Organisation übernommen. Dafür hatte ich in den letzten Wochen natürlich null Gedanken und Kapazitäten. Außerdem spreche ich kein chinesisch, sie jedoch schon. Danke dafür, Andrea!

Bis zu diesem Moment war dies das Ziel, der Hoffnungsmoment, an dem alles gemessen wird. Kann Steffen mit seinen dicken Beinen fliegen? Und wie geht es nach der Chinareise weiter? Gibt es noch eine Chemotherapie oder gibt es nach der Reise nur eine Bestrahlung?

Die Chinareise ist ein wichtiger Drehpunkt, Hoffnungsgeber, Ziel und ein Kräftemesser.

Aber nichtsdestotrotz müssen für China zuerst Visa beantragt werden. Und mit der Beantragung legt man in das Formular die Zuversicht, dass es klappen könnte. Das man wirklich nach China reisen würde.

Welch ein zartes Pflänzchen doch die Hoffnung ist.

Vier Seiten lang ist der Visumsantrag für China! Zweimal vier Seiten lang. Einmal für Steffen und einmal für mich.

Alles mögliche muss man hier angeben: wo man arbeitet, wer im Ernstfall zu benachrichtigen sei und minutiös die Ankunft in China, die verschiedenen Unterkünfte usw. usf..

Aber wie gesagt, ist das Formular glücklicherweise nur vier Seiten lang. Die Inder waren letztes Jahr nicht so gnädig und hatten einen neunseitigen Visumsantrag, in welchem man unter anderem nachweisen musste, dass man keine pakistanischen Verwandten hat.

O ist nicht 0 – Immer Ziffer, niemals Vokal!

Und bloß die richtige Passnummer angeben! O ist immer gleich 0, also die Ziffer, niemals der Vokal.

Nach einer Stunde bin ich damit durch. Desweiteren müssen noch Fotos fürs Visum gemacht werden. Die besten Fotos macht der Fotoladen auf der Oranienstraße. Wie immer wird das Foto aus dem Hüftgelenk geschossen und passt schon beim ersten Schuss.

Dass Steffen mittlerweile aussieht wie Fantomas, dafür kann er ja nichts. Der Pullover ist auch nicht hilfreich. Aber man sieht schön den Krebsmoppel vom vorher, der nachher fast weg ist.

Und man sieht auch, dass eine Ernährung ohne Alkohol krass das Gesicht verändert, noch zusätzlich zur Chemotherapie. Die dicken Backen sind weg.

Und diesen Blog hier muss ich auch noch vorarbeiten. Einen ganzen Monat vorschreiben.

Ich bin mir nicht sicher, ob die große chinesische Feuerwall mich in China durchlässt und ob ich jeden Morgen die Muse dazu habe, hier weiter zu schreiben..

Aber alles auch mit der großen Sorge, ob wir auch wirklich nach China fliegen werden …

Morgen gehen wir erstmal zum Visazentrum und geben den Antrag ab.

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