Steffen weckt mich, natürlich habe ich schlecht geschlafen und Kopfschmerzen. Alkohol 1, Dana 0. Aber der Schmerz wird gleich von der Aufregung weggedrückt. Wir gehen zum Bäcker! Zum magischen Eberhardt-Bäcker.

Das ist lustig. Da wo ich herkomme, in der Oberlausitz, wird jeder durch seinen Nachnamen definiert. Also zum Beispiel: die Neumann-Ilse, der Schiefelbein-Erich, der Eberhardt-Bäcker.

Der Eberhardt-Bäcker heißt natürlich nicht mehr so. Es gab einen Besitzerwechsel, aber glücklicherweise auch einen Wechsel des Backrezeptebuches auf den neuen Besitzer. Und deswegen ist das DER Bäcker, der die besten Backwaren und Bauernkuchen macht.

Wir öffnen die Ladentür, dieser wunderbare Duft gebackener Semmeln und Brote und Mohnhörnchen schlägt uns entgegen. Wir verfallen in Kaufrausch. Und Steffen bekommt ausnahmsweise ein Stück Mohnkuchen „en Streefl Mohnkuche“. Ausnahmsweise, weil Zucker. Der Beutel ist schnell voll. Für gnadenlose 9,00 EUR. Beutel mitzunehmen ist übrigens Pflicht. Wenn man keinen Beutel hat, wird man gleich als Auswärtiger erkannt. Aber natürlich auch ohne Beutel. Und das ist die Ausbeute:

Wir frühstücken. Diese Semmeln sind so gut, man braucht dazu lediglich Butter und Salz. Alles andere verfälscht den Geschmack. Wir drehen völlig durch. Steffen isst auch gleich noch den Mohnkuchen und verfällt in Schwärmereien. Großes tiefes Glück.

Aber alles hat wie immer irgendwann ein Ende, wir müssen los. Ich muss in drei Stunden in Berlin sein, da ich mittags wieder meinen Pilates-Termin habe. Natürlich wird es wieder fürchterlich knapp, dank der Staus im Berufsverkehr.

Da ich natürlich während des rasanten Starts am Samstag nach dem Marathon-Wahnsinn meinen Turnbeutel vergessen habe, müssen wir kurz zuhause stoppen.

Wasserschaden

Ich öffne die Tür, es riecht komisch. Mal wieder. Nach Wasserschaden. Ok, wir öffnen vorsichtig die Türen, muss man ja machen, man muss ja wissen, was los ist. Aber eigentlich wollen wir es nicht wissen, weil, was man nicht sieht, ist ja nicht da. Und dann das:

Es plätschert richtig. Es tropft in der Küche von der Decke. Die Decke im Bad und im Schlafzimmer ist auch nass. Egal, ich muss zum Sport. Atemlos werfe ich Steffen ein paar Befehle hin, was nun zu tun ist. Hausmeister anrufen und so weiter. Ich fahre zum Sport. Mir ist auch das irgendwie egal. Regelt ja am Ende die Hausverwaltung und ich muss mich nicht wirklich darum kümmern und kostet mich auch kein Geld.

War wohl eine Woche lang zu ruhig, oder?

Das gute an richtig beschissenen Lebenserfahrungen, wie zum Beispiel Steffens Krebserkrankung, ist die Scheißegal-Haltung, mit der man am Ende durch das Leben fährt. Soviel kann man gar nicht kiffen, das einem das Leben und alles drumherum so egal wird. Bei Sätzen, die mit „Stell Dir mal vor, wenn …“ anfangen, fange ich schon regelmäßig an leicht hysterisch zu lachen.

Ich brauch mir nichts vorstellen, das kommt von ganz alleine: dieser Dauerdrop aus dem Füllhorn aus Scheiße. Was irgendein verschissener Gott über mir offensichtlich für immer geparkt und vergessen hat. Wie die Dame ihr Auto weiland im Parkhaus 10 Jahre lang vergessen hat. Irgendwo im Westen.

Steffen der Gute regelt derweil alles mit dem Hausmeister. In meiner Küche steht das Wasser. Der Nachbar unter mir ist auch schon da und klingelt. Er hat durch unseren nassen Küchenboden auch einen Fleck an der Decke.

Der feine Herr über mir, der der die übel stinkenden Billigzigaretten den ganzen Tag quarzt und hustet, als hätte er eine alte Dampflok gefressen, ist völlig zugedröhnt im Wohnzimmer, also 5 m vom Epizentrum entfernt, eingepennt, während seine Spüle mit dem dreckigen Abwasch überlief. Und lief und lief. Der Hausmeister im Verbund mit meinem Nachbar unter mir hat ihn dann geweckt. Steffen hat das Wasser in der Küche bei mir dann aufgewischt, damit es nicht weiter nach unten tropft. Wasserhähne wurden gestoppt, die Wasserflut beendet. Steffen ist danach zu sich nach Hause gefahren.

Als ich dann nach dem Sport wieder nach hause komme, freue ich mich auf ein süßes Teilchen vom Bäcker, welches ich mir von heute früh gesichert habe und einen schönen Kaffee. Ich koche meinen Kaffee und gieße die Milch hinein.

Die Milch ist sauer. Fick Dich, Schicksal!

Hiermit kapituliere ich vor diesem Tag und gehe um 19:00 Uhr ins Bett. Mit sperrangelweit geöffneten Fenster. Damit die feuchte Schlafzimmerdecke trocknen kann.

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