Steffen kommt heute am 22.08.2018 wieder in die Charité, da er ja erneut seine Epstein-Barr-Immuntherapie bekommen muss. Insgesamt vier Immuntherapien sind dafür veranschlagt.

Ich fahre ihn wieder vormittags hin, so dass er noch in den Genuss des wunderbaren Mittagessens kommt. Da er ja heute frisch in das Krankenhaus kommt, muss er nehmen, was auf dem Servier-Wagen noch übrig ist.

Krankenhausessen aus der Hölle

Normalerweise kann man ja am Vortag aus dem Menü des nächsten Tages auswählen, also auswählen ob „Fleisch“ oder „Vegetarisch“, aber das gilt heute nicht für Steffen, er muss nehmen, was er bekommt. Nach Aussage des ebenfalls etwas sprachlosen Pflegers sollte dass Essen vegetarisch sein, aber seht selbst:

Das Corpus Delicti ist der rätselhafte Fleisch – oder so – Klops. Er hat eine fleischliche Struktur, schmeckt aber nach? ja, richtig!: nichts.

Dass die Erdbeeren, die wahrscheinlich noch höchstpersönlich von Tutanchamun mit seinem Todesblick mumifiziert wurden, vegetarisch sind, ist anzunehmen. Auf alle Fälle sind sie nährstofffrei.

Die HACCP-Regeln werden in der Charité offensichtlich klar befolgt, da kann man nicht meckern, denn alles ist unter 7 Grad und über 70 Grad Wärme und somit garantiert tot.

Niedrige Natriumwerte wegen Kaffeeeinlauf?

Vormittags wird Steffen Blut abgenommen, wie immer, wenn er wieder in das Krankenhaus kommt. Alle Werte werden gecheckt und die Ärzte stellen dabei bei ihm niedrige Natriumwerte fest.

Sie sind nun arg besorgt, dass Steffens Tumor seine Zirbeldrüse angegriffen hat, da man dies aus niedrigen Natriumwerten schließen kann.

Steffen wiederholt  mehrfach, dass er Einläufe bzw. Kaffeeeinläufe praktiziert. Vielleicht in den letzten Tagen etwas zu exzessiv, aber nun ja, es hat ihm geholfen, denn es ging ihm danach wesentlich besser.

Er merkt an, dass möglicherweise durch die vielen Darmspiegelungen die Natriumwerte gesunken sind? Sein Gedanke ist, dass nach einem ordentlichen Durchfall ja die Minerale im Körper auch nicht mehr bestens aufgestellt sind und die wenigen verbliebenen Minerale hocken traumatisiert mit einem scharfen Scheitel in der Ecke.

Aber niemand hört ihm zu. Man fragt ihn nach Schmerzen und ob er Schmerztabletten braucht. Und ob er noch Migräne hat (die lustigerweise seit der Nasenoperation und der Tumorbekämpfung vollkommen verschwunden ist). Also unterm Strich klappert man ab, ob er neue Medikamente braucht.

Am Ende der Visite ist Steffen wieder der einzige, der keine Medikamente braucht, bis auf die Epstein-Barr-Infusion halt.

Wegen der schlechten Natriumwerte muss er noch einen Tag länger im Krankenhaus zur Beobachtung bleiben und ist darüber überhaupt nicht erfreut. Noch einen Tag mehr mit rätselhaftem Essen.

Das Abendbrot wählt er daraufhin genervt direkt ab und geht zum Vietnamesen um die Ecke, damit der Körper wenigstens ein paar Vitamine sieht.

Abends gehe ich dafür mit den Jungs trinken und gönne mir etwas Spaß für die Seele. Der arme Steffen bleibt leider im Krankenhaus. Wenigstens hat er dort einen schönen Ausblick im 19. Stock der Charité.

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