Seit Steffens Krebserkrankung gönne ich mir den Luxus, Montag und Dienstag frei zu nehmen. Und heute ist glücklicherweise Montag.

Natürlich ist das kein „frei haben“ wie am Sonntag, wo man legitim frei hat und wirklich gar nichts machen braucht und will und möchte, sondern eher freie Zeit, um sich selbst zu verwalten und für die Computerdinge zu haben, wie zum Beispiel Buchhaltung, Angebote, Pläne und diesen Blog. Aber auch das ist Luxus.

Normalerweise, vor dem Krebsimpact, habe ich den ganzen nötigen Schreibkram jeden Morgen von 03:00 Uhr bis 05:00 Uhr – bevor es mit dem Aufträgen los ging, erledigt oder eben halbtot und völlig geschafft am Nachmittag und Abend nach den jeweiligen Aufträgen. Aber nun muss und will auch ich kürzer treten, denn das tägliche Pensum ist unmenschlich.

Montag

Nun, dies ist also ein Montagmorgen, wir haben aus vorgenannten Gründen keinen Wecker gestellt. Seit 07:30 Uhr ist Steffen auch schon wieder wach, und sitzt aufrecht im Bett und macht Instagram, also bearbeitet seine Fotos und stellt diese online. Er ist voller Energie, unglaublich. Seit der Chemotherapie sprudelt er vor Energie über. Er möchte auch irgendwelche Dinge machen, mich irgendwie unterstützen, aber ich habe ihm verboten zu arbeiten. Er muss lediglich und vor allen Dingen gesund werden. Was ja schon eine Menge ist.

Ich jedoch habe an diesem Morgen eher die Motorik und das Benehmen eines Zombies. Wir machen Frühstück, ich starte reflexmäßig den Rechner. Ich schaue in den Rechner. Ich muss arbeiten. Aber mehr als die Augen öffnen und schließen ist nicht drin. Es tut mir leid. Ich muss wieder ins Bett. ich bin immer noch völlig kaputt. Ich schlafe bis 13:30 Uhr. Es ist unglaublich. Als ob die ganze Anspannung der letzten Wochen abfällt und mein Körper sich erholen muss.

Träume

Ich träume wirr, Ich träume, dass meine Mama da ist und mich fragt, ob wir auch ausreichend Kuchen haben. Ich bestätige und verweise auf die Petit Fours aus der Metro. Meine Mama stellt Biergarnituren in meiner Wohnung auf. Steffen ist nicht da. Was ist los, das ist alles komisch. Langsam verstehe ich, wir bereiten den Leichenschmaus für Steffens Beerdigung. Und als Austausch, dass Steffen tot ist, ist meine Mama wieder lebendig.

Und in der Realität ist es anders herum? Komische Psyche.

Aber ich bin endlich munter, wir fahren schnell noch in die Metro um uns mit neuem Salat und Biodingen einzudecken. Das ist praktischer für uns, wir können Großpackungen kaufen und wir wissen blind, wo sich die ganzen Waren befinden, da die Metro ja mittlerweile schon ein zweites Zuhause geworden ist.

In der Metro treffen wir unseren Lieblingsverkäufer, den, der mich am ersten Tag der Hiobsbotschaft aufgefangen hat, wer es noch mal lesen und die Reise rückwärts machen will, klickt hier.

Er freut sich, nach 2 Monaten mal Steffen wieder zu sehen, der offensichtlich mindestens 5 Jahre jünger aussieht. Was wirklich stimmt. Frechheit. Danach bringen wir das ausgeliehene Video zurück und fahren direkt zum Termin bei der Traditionellen chinesischen Medizin. Bevor es in die neue, zweite und letzte Chemorunde geht, soll er noch mal fit gemacht werden. Da Steffen eigentlich eine Nadelphobie hat, ist er etwas aufgeregt, wie die Akupunktur bei ihm wirkt und ob er direkt umkippt. Aber dank des Ports und die vielen Injektionen und Blutabnahmen in den letzten Wochen wurde er bezüglich der Nadelphobie desensibilisiert. Die Therapie in der Therapie.

Alles hat also sein Gutes und die Akupunktur funktioniert somit auch wunderbar. Die Akupunktur ist unglaublich, er spürt das kribbeln unter einigen Punkten, an anderen Stellen gar nichts. Danach bekommt er noch ein neues Rezept für einen Heiltee, den er chemobegleitend trinken soll. Alles ist wieder sehr interessant, neu und faszinierend.

Der Heimweh-Inder

Danach kaufen wir noch schnell Brot im Bioladen, lassen uns den chinesischen Tee in der Apotheke zurecht mischen und dann geht es endlich zu unserem Lieblingsinder. Da wollten wir schon gestern hin. Die Erwartungskurve ist hoch und wird belohnt.

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