Heute am 07. Februar 2019 läuft für uns die Frist ab für die Überweisung an das Finanzamt. Jedes Jahr im Februar öffnet sich für Selbständige die Hölle, die kein Angestellter kennt.

Ja, natürlich müssen Selbständige an das Finanzamt zahlen. Aber es ist nicht diese Art Steuererklärung, die du als Angestellter kennst, die zwar nervt, aber am Ende bekommst du meistens Geld wieder.

Nein, wir Selbstständigen müssen zahlen und zwar so richtig viel Asche.

Gefühlt die Hälfte vom Gewinn geht immer an das Finanzamt.

Das Finanzamt war wieder so freundlich, uns für das Jahr 2017 zu schätzen, da ich es leider im letzten halben Jahr nicht wirklich geschafft habe, alle nötigen Unterlagen zeitnah an das Steuerbüro zu übergeben. Aus Gründen.

Das Steuerbüro war auch so aufmerksam, mir vorher den Reminder per Post statt per E-Mail zu schicken, so dass weitere wertvolle Tage sinnlos verstrichen.

Egal, nun habe ich alle Unterlagen beigebracht und der Einspruch wird geschrieben, trotzdem muss man aber erst einmal die geschätzte Summe irgendwie berappen.

Die Summe lautet: 10.000 EUR. Schöne Zahl, oder? Nun, greif mal einer einem nackten Mann in die Tasche.

Aber ich will hier gar nicht herumjammern, es geht im Grunde nur darum um einfach mal zu berichten, was passiert, wenn man als Selbstständiger diese Summe nicht bezahlt. Den Fehler haben wir in 2014 einmal begangen:

Pfändung vom Finanzamt in 2014

Es fing alles an mit dem Hinweis, die 5000 EUR für das Jahr 2012 zum Tag x zu bezahlen. Man hatte uns mal wieder geschätzt. Ich nahm dieses Schreiben nicht so ernst, da das Steuerbüro daran war, das Problem zu lösen und bereits Widerspruch dagegen eingelegt hatte und uns beschwichtigte.

Und um ehrlich zu sein, wir hatten die vierstellige Summe auch einfach nicht. Januar und Februar sind einfach fürchterliche Monate im Catering.

Einen Monat später kam die Mahnung über diese Summe zuzüglich der Mahngebühren. Auch dieses Schreiben habe ich ignoriert. Das Steuerbüro war ja an dem Thema dran.

Einen weiteren Monat später möchte Steffen Geld bei der Sparkasse abheben, seine Karte funktionert nicht. Er geht zum Schalter. Die freundliche Dame am Kundenschalter sagte ihm, dass das Konto gepfändet ist und fragte ihn, als was er denn arbeitete, da die Pfändung vom Finanzamt ist.

Er sagte, er sei selbstständig. Oh, da dürfen sie ja gar kein Konto bei uns haben. Ich habe das jetzt nicht gehört. Was für eine tolle Dame! Die Welt braucht mehr diese Menschen. Aber ich schweife ab.

Panisch rief Steffen mich an. Alarmiert fuhr ich sofort zur Kasse und räumte gerade noch so das verfügbare Geld vom Firmenkonto ab, bevor es einen Tag später auch gepfändet war. Dasselbe galt für das Privatkonto.

Das ist übrigens der einzige Grund in meiner Welt, warum man Bargeld braucht: wenn das Finanzamt kommt, hast Du einfach keine Chance, irgendwo brauchst du Bargeld. Und sie kennen alle Konten. ALLE! Auch die Konten, die du nie angegeben hast. Sicherheit? Datenschutz? Diskussionen, bei denen ich stets hysterisch lache.

Das ist eigentlich die wichtigste Info für Selbstständige:

Habe immer Bargeld irgendwo!

Willkür und Schikane

Unser letztes Bargeld waren 600 EUR – ja, Anfang des Jahres ist es immer beschissen – davon sollte nun noch die Getränkelieferung in Höhe von 400 EUR in bar bezahlt werden und natürlich die laufenden Einkäufe in der Metro, da wir ja trotzdem Aufträge hatten.

Wie schon erwähnt, das Konto war gepfändet. Keine Zahlung mit der EC-Karte war möglich. Die Metro wurde auch biestig und verlangte nur Barzahlungen.

Auf Rückfrage beim Finanzamt, ob eine Stundung möglich ist, lies sich der zuständige Bearbeiter verneinen und reagierte tagelang auf keine E-Mails.

Freunde liehen uns Geld, um das laufende Geschäft aufrecht zu halten.

Tage später bekomme ich ein Schreiben von unserer Geschäftsbank, dass das Konto gepfändet ist und wenn dies noch einmal passieren würde, würden wir unser Geschäftskonto verlieren.

Nach zwei Wochen war die gepfändete Summe über die eingehenden Zahlungen der letzten Aufträge auf unserem Geschäftskonto abgestottert worden und die Pfändung dadurch erledigt. Das ist, was bei Pfändungen passiert: das Konto wird blockiert und solange gewartet, bis die geforderte Summe eingetrudelt ist.

Zwei Wochen später finde ich im Briefkasten ein Brief vom Finanzamt, schluderig zugeklebt bzw. offen, mit dem Pfändungs- und Überweisungsbeschluss, also der eigentlichen Mitteilung, dass wir demnächst gepfändet werden.

Es gab also eine Pfändung ohne Vorwarnung auf Konten, deren Kontonummern wir niemals dem Finanzamt mitgeteilt haben.

Macht euch also nicht verrückt wegen Euren privaten Daten und Dingen. Keine Sorge, der Staat hat schon alle Daten, die er braucht, wenn er an Dein Geld will. Aber nur dann. *hysterischer Auflacher*

Ein paar Tage später bekomme ich ein süffisantes Schreiben vom zuständigen Sachbearbeiter, dass ein Unternehmer stets Rücklagen für solche Fälle haben muss und er kein Unternehmer ist, wenn er nicht für solche Ereignisse vorbereitet ist.

Einen weiteren Monat später bekommen wir 4000 EUR vom Finanzamt zurücküberwiesen, die zuvor gepfändet wurden, da nun der Einspruch vom Steuerbüro vorlag.

Über unsere Reputation beim Geschäftskonto, der Metro und unseren Kunden brauche ich nicht weiter zu reden. Der Ruf war hin. Über Monate. Für nichts. Pure Schikane und Säbelrasseln.

Hatte ich erwähnt, dass es zu dem damaligen Zeitpunkt noch keine Kredite für Selbstständige gab? Jetzt suchen die Banken verzweifelt nach Möglichkeiten, Geld zu verdienen und haben die Selbstständigen für sich entdeckt.

Bravo! Wurde ja mal Zeit.

Ihr kommt zu spät.

Steffen

Ich habe bereits vor 3 Tagen die 10.000 EUR an das Finanzamt überwiesen. Stefffen steht neben mir und schaut auf die Überweisung und wird blasser als er eh schon ist.

„Es tut mir leid, dass du so viel Stress hast und ich einfach nicht kräftiger werde“ sagt er und trottet zurück ins Schlafzimmer. In den letzten Tagen ist er seltsam schwach.

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