Warum ich als Witwe eine Reise allein plane

Italien-Roadtrip

von | Sep 9, 2019

Ihr Lieben, ich habe Großes vor. In exakt einer Woche starte ich einen Roadtrip mit mir selbst. Ich plane einen Witwen-Roadtrip nach Italien, genauer gesagt, nach Sardinien. Genau an den Platz, an dem Steffen und ich letztes Jahr im September das letzte Mal waren.

Damals, in der Halbzeit der ganzen Chemotherapien. Zu dem Zeitpunkt, als die Hoffnungen noch groß waren. Und dafür fahre ich durch ganz Italien. Und so wird es ein Italien-Roadtrip.

Vor fast einem Jahr haben wir uns dort gemeinsam vom Meer verabschiedet und gesagt: bis nächstes Jahr dann an diesem Meer. Im nächsten Jahr werden wir alles überstanden haben, dann wird es uns besser gehen …

Seitdem war ich schon zweimal in diesem Jahr am Meer, natürlich jedes Mal ohne Steffen und auch nicht dort, dort an diesem wunderbaren Ort. Auf Sardinien.

Gerade noch vor einem halben Jahr im Februar wollte ich das Ferienhaus für uns zwei für diesen September buchen. Und dann kam plötzlich alles anders.

Wie kam ich auf die Idee, einen Roadtrip nach Italien zu machen?

Vor zwei Monaten traf ich mich zum Grillen mit Freunden. Ein Wort gab das andere und es stellte sich heraus, dass diese Bande von Freunden nach Sardinien fahren wollen. Es begann sofort in meinem Herz zu ziehen. Ich wurde etwas neidisch. Ich wollte auch mitkommen!

Aber ganz allein mit mir eine Woche im Ferienhaus, das packe ich nicht. Aber einen Roadtrip, den wollte ich schon immer mit Steffen machen. Wir wollten eigentlich zu zweit bis nach Sizilien fahren und uns überall durchfressen, aber nie war da Zeit, irgendwas war immer. Und so viel Urlaub kann man schlecht als Selbstständiger machen. Also wurde dieser Plan ad acta gelegt und ward vergessen.

Aber der Gedanke pockerte ab dem Grillabend wieder in mir auf, denn ich liebe Italien. Das Essen, der gute Caffe, die generelle Scheißegal-Grundhaltung. Und dann brach es aus mir heraus:

Warum fahre ich nicht einfach allein mit meinem Auto nach Italien?

Ich hatte ja schon beschrieben, dass ich eine neue Superpower durch die Trauer erlangt habe:

Ich habe keine Angst mehr!

Ich habe das erste Mal im Leben vor nichts Angst. Wovor auch, das denkbar schlimmste ist mir bereits passiert. Mein bester Freund, mein Partner, meine Liebe, meine Hälfte, mein Alles ist tot.

Der Tod von Steffen hat mich so geschockt, dass meine Empfindungen komplett gelöscht wurden. Alles ist nivelliert. Alles ist mir absolut egal. Ich spüre keine Freude, aber auch keine Angst. Höchstens Widerstreben, das spüre ich arg. Meine Psychotherapeutin meinte, das wäre normal bei einer Depression. Da ich aber gerade genau deswegen in Behandlung bin, ist mir klar, dass dieser schöne Zustand nicht ewig hält.

Tipps, wie du als Frau allein und sicher reist, findest du in diesem Blogbeitrag:

allein reisen macht beziehungsunfähig

Die Reaktionen

Ich war eher fasziniert und überrascht, wie die Antworten auf meine Pläne waren:

„Also ich könnte das nicht, so ganz allein“

„hast Du denn keine Angst?“

„Oh, da musst du aber aufpassen, weil die Italiener … (Fülle mit irgendeiner Angst auf).“

Und ja, ich war früher auch so. Zumindest ein bisschen. Wenn, dann konnte ich coole Sachen nur mit Steffen zusammen.

Mein Plan

Also werde ich jetzt die Gelegenheit beim Schopfe packen und nach Sardinien fahren. Ganz allein. Mit mir selbst und meinem Fahrrad. Und natürlich guter Musik.

Die Wohnung ist schnell für den Zeitraum untervermietet, die Mietsituation spielt mir hier fantastisch in die Karten, und so komme ich auch nicht mehr aus meinem Plan raus.

In den letzten Wochen habe ich mit großer Vorfreude (ja, die funktioniert lustigerweise) Unterkünfte gebucht. Parallel habe ich mir eine Karte mit Sehenswürdigkeiten, die ich besuchen möchte, auf Google Maps markiert. DAfür habe ich stundenlang diese interessante Seite Atlas Obscura durchforstet, um herauszufinden, was ich denn noch so alles auf meiner Strecke besuchen könnte.

In Padua gibt es zum Beispiel ein Museum für Pathologie (ja ich weiß, ich bin etwas komisch), welches ich schon immer besuchen wollte. Es öffnet nur an zwei Tagen in der Woche und dann auch nur nach Terminabsprache. Den Termin habe ich gleich fest gemacht. Und alles andere geschieht dann spontan.

Der Roadtrip

Und das sind die Dinge, auf die ich mich am meisten neben dem aufregenden Road Trip freue:

Keine Post

Jeden Tag habe ich im Briefkasten irgendwelchen Quatsch, der mich zwingt, irgendwie zu reagieren. Ich habe jetzt so ziemlich alle Hydren-Köpfe abgeschlagen, das sollte es jetzt wohl so langsam gewesen sein. Was auch immer jetzt kommt, ist zu regelbar. Aber nicht sofort. Nicht zwangsweise in den nächsten Tagen.

Keine Treffen

Nehmt es mir bitte nicht übel, denn Ihr wisst, ich bin ein bisschen komisch. Ihr wisst auch, dass ich Euch alle liebe. Aber leider habe ich eine furchtbare Angewohnheit: ist sage viel zu schnell ja. Ich denke meist zuletzt an mich. Und gerade brauche ich wirklich die Zeit und die Gedanken mit mir.

Nach dem Urlaub bin ich aber wieder öfter für Euch da. Versprochen!

Nur ich ganz allein

Das bedeutet, dass ich keine Kompromisse eingehen muss. Ich kann in die Museen gehen, die mich interessieren. Ich kann aber auch den ganzen Tag im Bett bleiben, wenn ich das möchte. Ich halte an, wo ich will, ich kann alle Musik hören, die ich will. Ich kann stundenlang auf Gemälde starren, wenn ich will.

Keine Kompromisse. Nur ich und meine Gedanken.

Das klingt für manche vielleicht abschreckend, aber ich verbringe sehr gerne Zeit mit mir allein. Es schreckt mich nicht ab.

Und das letzte Jahr war so übel, so dass ich nie Zeit hatte, den ganzen Wahnsinn für mich zu sortieren. Das möchte jetzt passieren, das möchte jetzt heraus. Danach schreit gerade mein Körper.

Nach Kompression kommt Depression“

Dana

oder so. Also muss jetzt alles in Ruhe und ganz langsam passieren. Sonst erschreckt meine Psyche, oder so.

Und obendrein möchte ich herausfinden, wie es so mit mir allein ist. So ohne Angst. Wie es sich anfühlt als Super-Dana. Denn nur, weil Steffen nicht mehr hier ist, ist er doch immer noch ganz fest in meinem Herzen. Ich fühle mich nicht so, als hätte ich mich von Steffen getrennt. Steffen ist immer bei mir.

Also gibt es mich physisch sicher allein, aber psychisch und im Herzen bin ich immer zu zweit. Verbunden mit Steffen, für immer.

Das ist vielleicht etwas spooky, aber es beruhigt mich total.

Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir hier auf meiner Witwenreise folgt!

Meine Strecke lautet:

Du willst auch eine Witwenreise machen?

Du planst auch gerade so einen Roadtrip zu dir selbst? Oder eine Reise mit dem Bulli oder einfach nur eine Kreuzfahrt? 

Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele Gedanken durch dein Hirn brodeln werden. Hier habe einen Ort dafür geschaffen: Ein Reisetagebuch für 14 Tage, wo alle Eindrücke drin Platz haben. 

Und es gibt eine Extraspalte für den Brief an deinen verstorbenen Partner:

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