Kurztrip nach Prag
Ich habe mir ein oder zwei Wochenenden in Prag gegönnt. Du suchst noch nach guten Tipps für eine Unterkunft, Essen und traumhafte Rooftop-Bars in Prag? Du magst Gold und Jugendstil? Dann suche nicht weiter – denn hier bist du richtig!
Ab und zu muss man mal raus aus der Stadt. Ich rede von Berlin. Man könnte meinen, Stadt ist Stadt, aber so ein Ortswechsel ab und an ist wichtig. Es tut nicht gut, immer in der eigenen Suppe zu köcheln und wenn es auch nur die eigene Gedankensuppe ist.
Bei einem Ortswechsel schaut man mal von außen auf sein innen. Das gilt im Grunde genommen für alle Reisen. Oder auch als Allegorie aufs Leben. Manchmal muss man sich von sich selbst wegbewegen, um sich besser zu sehen. Nicht unbedingt wahnsinnig werden, sondern sich durch die Augen eines Fremden betrachten (lassen).
Prag – eine Stadt mit großer persönlicher Verbindung
Ich finde es so faszinierend, wie nah diese beiden Hauptstädte doch beieinander liegen und lustigerweise ist mein Ursprungsort abseits der halben Strecke. Es scheint, als wäre ich ganz genau aus diesem Geflecht gemacht worden, weil selten fühle ich mich in einer Stadt so wohl, wie in Prag.
Nicht nur historisch betrachtet, waren meine Eltern damals vom Schicksal mitten ins Herz des Prager Frühlings geschubst worden. Mutig schoss meine Mama heimlich Fotos unter den angewinkelten Armen meines Vaters hindurch, der sich als normaler Beobachter getarnt vor sie geschoben hatte.
Sie hatte die schönste und spannendste Zeit ihres damals noch kurzen Lebens dort verbracht
Entsprechend ist diese Stadt emotional bei mir als Kind meiner Mutter vorbelastet. Solche Prägungen kann man schwer ablegen, aber diese Prägung ist mir bewusst und ich liebe genau diese Verbindung. Denke ich doch bei vielen Schritten an meine Mama und denke darüber nach, was sie an diesem oder jenem Ort gespürt hat.
Anreise
Für Berliner ist es ganz einfach. Es gibt zwei sehr praktische Möglichkeiten für eine Anreise nach Prag:
Zug
Eine phänomenale Verbindung sorgt dafür, dass man innerhalb von viereinhalb Stunden vom Zentrum Berlin ins goldene Zentrum von Prag gelangt. Die Fahrt ist entspannt, wenn man das Glück hat, sie in einem tschechischen Zug in der ersten Klasse zu verbringen. Es gibt Bordservice, der einem Getränke bringt, das WLAN ist stabil und eine Flasche gutes böhmisches Bier kostet angenehm wenig. Da ich aber noch arbeiten werde, verzichte ich auf den kühlen Schluck – das hole ich noch in Prag nach.
Leider hat man nur im Hauptgang die kurze Gelegenheit, auf die traumhafte Jugendstilkuppel zu schauen. Der Rest der großen Halle ist modern verbaut. Wer aber eine schöne alte Bahnhofshalle sehen will, geht einfach ein paar Schritte weiter zum Praha Masarykovo Nadrazi, dem ersten Bahnhof von Prag, welcher 1845 als Verbindungsbahnhof der Strecke Wien-Dresden erbaut wurde.
Geheimtipp
Natürlich ist ein 1-Klasse-Ticket nicht unbedingt preiswert. Versuche es einfach mal über die tschechische Bahn www.cd.cz zu buchen. Das gab bei mir eine Ersparnis zur deutschen Bahn von vierzig EUR für den Hin- und Rückweg.
Anreise mit dem Auto
Die Verbindung über die Autobahn ist ideal, man muss lediglich beachten, dass man in Tschechien Maut bezahlen muss. Aber wenn man bei der Google-Navigation die Autobahn ausschließt, hat man eine wunderbare Gelegenheit, die traumhafte Landschaft von Nordböhmen zu genießen. Wenn es gerade Mittag ist und der Hunger reinzwackt, empfehle ich dieses Motorest.
Raststätte Motorest Velemin
Erst wenn man das erste Svickova inhaliert hat, ist man ansatzweise in Tschechien angekommen. Das ist mein Geheimtipp für einen Entspannungsstop hinter der Grenze. Obacht! Kein Bier trinken. Noch nicht. Wegen Fahren und so. Hier ist der Link fürs Motorest Velemin.
Parken in Prag
ist für viele Deutsche ein Alptraum-Thema. Geschichten von gestohlenen Reifen, Nummernschildern und Ähnlichem kursieren. Aber hey, Herrn Heydrich (nicht verwandt oder verschwägert) erging es in Prag viel schlimmer! (Achtung, kann Prisen von Sarkasmus enthalten).
Die Zeiten ändern sich und besonders von Freitagmittag bis Sonntagnacht oder Montag früh ist das Parken in bestimmten Parkzonen in Prag kostenlos.
Unterkunft
Eine Unterkunft ist in Prag schnell gefunden. Sei es für länger über airbnb.com oder booking.com, es gibt viele Wege zu einem Zimmer in Prag. Ich war happy im Goldbank Hotel. Weil Nomen est Omen. Ich liebe Gold. Mehr dazu später.
Das Hotel befindet sich in der Nähe des Bahnhofes, das alte Zentrum ist in wenigen Schritten zu erreichen. Es ist sauber, diskret, schalldicht. Das Frühstück sah auf den Bewertungsseiten etwas langweilig aus. Da man es hätte dazubuchen müssen, habe ich es einfach ignoriert. Nicht einmal der Fakt, dass man es hätte im alten Goldtresor eingenommen, hat mich überzeugen können.
Frühstück
Unweit vom Hotel habe ich das Schätzelein hier gefunden. Danach geht es gestärkt in die Stadt. Geht ins The Look.
Mucha-Ausstellung
Ausreichend gestärkt bist du nun bereit für den Gold und Schnörkel-Overkill. Ich weiß nicht, ob das so ein Altersding ist, wie mir mehrmals random Frauen einreden wollten, aber scheiß drauf. Ich liebe es. Gold! Schnörkel! Jugendstil! Plüsch! Samt! Opulenz! Minimalismus? Nicht mit mir. Vielleicht auch, weil ich ein Stier bin.
Aber nicht vergessen, die ist natürlich am Samstag geschlossen!
Hier gibt’s sauleckeres Radegast-Bier aus den Beskiden für einen schmalen Taler, man kann unten an der Moldau im Klappstuhl sitzen und die Stadt genießen. Leckeres Essen gibt es da auch, die Bedienung ist super freundlich und hat Spaß.
Die böhmischen Fress-Geheimtipps
Neben dem Svickova gibt es noch zwei Dinge, die ich in Tschechien inhalieren muss. Neben dem guten Bier natürlich. Rindertatar und die gute Knoblauchsuppe. Na klar, ist nix für feine Damen, aber „who cares – wer kehrt?“
Bestes Tartar
Das Rindertartar wird in Tschechien immer mit in Fett ausgebackenen Kümmelbrotscheiben serviert. Dazu gibt es Knoblauchzehen, die man auf die krossen Brotscheiben reibt. Es gibt kaum besseres. Der Crunch der Brotscheiben und das leckere Tartar. Dazu ein böhmisches Bier. Göttlich. Im U Sadu.
Beste Cesnakova
Und weiter geht’s mit Knoblauch. Wer öfter in Tschechien weilt, weiß diese Vorsuppe zu schätzen. Im besten Fall handelt es sich um eine kräftige Rinder- oder Hühnerbrühe, an dessen Boden geriebener Käse und massiv Knoblauch versenkt wurde. Dazu gibt es manchmal noch Schinkenstreifen in der Suppe und die knusprigen Brotcroutons. Kräftig gewürzt mit Majoran und manchmal dümpeln noch ein paar Kartoffelstückchen drin rum, wie hier im U Mariánského obrazu.
Das klingt sehr cool! Das mach ich als Nächstes – Dankeschön! Mein erster Trip als Witwe ging nach Venedig. Fünf Tage auf den Spuren von Commissario Brunetti mit Spaziergängen durch die engen Gassen. Da gibt es ein Buch für, das ich nur empfehlen kann.
Mein Mann mochte die Stadt nicht, ich schon Also gab es dort keine gemeinsamen Lieblingsplätze und somit wenig Gefahr so richtig einzubrechen. War schön, wenn auch nicht immer einfach. Fazit: Reisen alleine geht. Ist anders aber auch schön.