Selbstfürsorge in der Trauer
Wenn du deinen Partner verloren hast, verlierst du auch dich. Selbstfürsorge in der Trauer ist daher überlebensnotwendig. Wie geht jedoch diese Selbstfürsorge, wenn du vorher nur für andere da warst? Wie kannst du lernen, achtsam und liebevoll mit dir selbst zu sein? Finde hier Tipps und Ideen, wie du in der Trauer besser für dich selbst sorgen kannst.
Zu sich selbst in der Trauer gut sein – unbezahlbar
Ich kann mich noch erinnern, wie ich damals kurz nach Steffens Tod das erste Mal zu meiner Psychotherapeutin gegangen bin. Das erste, was sie mir nach unserem gemeinsamen und so hilfreichen Gespräch in die Hand gedrückt hat, war eine Liste von Dingen, die ich ab heute tun sollte, um Gutes für mich selbst zu tun.
Während ich diese aus noch verheulten Augen die Liste überflog, dachte ich mir so: “Ach Gottchen, wie lapidar sind diese Tipps”.
Und als ich nach unserer Therapiestunde den Raum verließ, rief sie mir noch geschwind hinterher: “Mindestens eine Sache davon pro Tag machen, ok?”
Schnell hatte ich ein paar Dinge von der Liste in mein Leben integriert, war es doch viel zu einfach. Ein Käffchen in Ruhe auf dem Balkon trinken – easy. Mir selbst etwas Gutes kaufen und richtig unvernünftig sein – gerne. War doch gerade eh alles egal.
Doch kurze Zeit später und umso mehr ich heilte, kam wieder das schlechte Gewissen:
Ich müsste doch jetzt eher dies oder das Vernünftige tun! Ich kann doch nicht einfach nur genießen?
Vergiss nicht: Selbstfürsorge ist etwas, was man jeden Tag neu angehen sollte. Selbstfürsorge muss man lernen und verinnerlichen.
Ich weiß, der Verlust deines geliebten Menschen ist gerade so schwer zu verstehen und noch schwerer zu akzeptieren, aber Du bist nicht allein auf dieser Reise. Ich selbst habe meinen geliebten Partner verloren und weiß, wie sehr der Schmerz und die Leere in uns nachhallen können. Aber durch diese Erfahrung habe ich auch gelernt, wie wichtig Selbstfürsorge ist und warum Du es Dir wert sein solltest, Dich selbst gut zu behandeln.
Hallo, ich bin Dana,
ich bin seit 2019 Witwe und ich habe damals in der Trauer diesen Danachblog ins Leben gerufen. Hier setze ich mich mit allen Themen auseinander, die Trauernde beschäftigen, um ihr neues und ungewolltes Leben zu bewältigen.
Mittlerweile helfe ich tausenden Frauen mit meinen Impulsen, wieder Hoffnung und Zuversicht für ihr neues Leben zu erlangen. Mit meinem monatlichen Newsletter erreiche ich hunderte, mit TikTok tausende trauernde Menschen und schenke ihnen wieder Licht und Zuversicht.
Warum Selbstfürsorge in der Trauer wichtig ist
Definition von Selbstfürsorge:
Selbstfürsorge ist der Prozess, sich auf physischer und psychischer Ebene um seine eigene Gesundheit zu kümmern.
Oft hast du schon diesen nebulösen Begriff „Selbstfürsorge“ gelesen. Aber was zur Hölle ist das? Wie geht Selbstfürsorge? Und wichtig soll sie auch noch sein?!
Nach dem Verlust unseres Partners fühlen wir uns oft so leer und kraftlos. Das Leben erscheint komplett sinnlos. Wofür soll man noch weiterleben, jetzt, wo der geliebte Partner tot ist?
Ich verrate dir aber ein Geheimnis: Genau das sind die Momente, in denen wir uns nur um uns selbst kümmern müssen.
Genau wie im Flugzeug gilt auch hier: Zunächst selbst die Sauerstoffmaske aufsetzen, bevor du dich nach anderen richtest!
Was ist Selbstfürsorge in der Trauer?
Selbstfürsorge bedeutet nicht nur gesundes Essen und regelmäßiges Training, sondern auch, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, sich um die eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu kümmern und freundlich zu sich selbst zu sein.
Selbstfürsorge ist auch, mal einen Tag gottlos auf der Couch zu vergammeln und Liebesschnulzen zu schauen und Rotz und Wasser zu heulen. Dazu einen Liter Carameleis mit Sprühsahne vertilgen und eine Tüte Erdnussflips.
Oder einfach mal „Nein“ zu sagen, sich gegenüber unangenehmen Menschen abzugrenzen. Einfach mal das machen oder nicht machen, was man wirklich (nicht) will.
Wir durchleben so viele Facetten der Trauer, die oft von anderen unterschätzt und nicht anerkannt werden, einschließlich des Verlustes von Intimität. Besonders wenn man seinen Partner so jung verliert, gibt es kaum die Möglichkeit eines Austausches mit Freundinnen, da man diesen Weg gerade ganz allein gehen muss. Das, was du gerade durchmachst, das kann kaum einer aus deinem Bekanntenkreis nachvollziehen. Umso schlimmer: Die Person, mit der man sich so gerne über alles ausgetauscht hätte, ist leider tot.
Wenn die erste Zeit nach dem Tod noch mit bürokratischen Aufgaben verbunden ist, die dich über Wochen gehörig ablenken können, kann es dazu führen, dass die eigentliche Trauerarbeit viel später beginnt, wärend alle anderen an dir herumzuppeln und fragen, wann du wieder „die Alte“ bist.
Daher ist es wichtig, dass wir unsere Trauer irgendwann zulassen und dabei ist Selbstfürsorge unerlässlich!
Fürsorglich mit sich selbst umzugehen bedeutet, uns selbst die Zeit zu geben, zu trauern, zu weinen und all diese Emotionen zu fühlen, die mit dem Verlust einhergehen. Es bedeutet auch, sich selbst zu pflegen und sich. um seinen Körper und seinen Geist zu kümmern.
Warum Du es Dir wert sein solltest
Das ist ein großes Paradoxon: Für unseren geliebten verstorbenen Partner hätten und haben wir alles gemacht. Doch für uns selbst…
Warum wir Frauen so wenig Selbstwert und Selbstliebe haben, erörtern wir oft in der Community. Irgendwie geht es allen Frauen so.
Deswegen lass dir gesagt sein:
Du bist es wert, gut behandelt zu werden, auch und vor allem von Dir selbst.
Das weißt du theoretisch schon ganz genau, aber setzt du es wirklich auch für dich um?
Versuchst du es nicht gerade schon wieder, allen Recht zu machen?
Hast du nicht den Großteil deiner Liebe deinem verstorbenen Partner geschenkt, aber für dich war kaum etwas übrig?
Willst du schon wieder viel zu viel auf einmal erledigen?
Wie würdest du mit deiner Freundin reden, wäre ihr dasselbe passiert, wie dir gerade?
Was würdest du ihr sagen?
Pass auf, Liebes: Das ist das wichtigste, was du heute lesen wirst:
Powersätze für die Selbstfürsorge
Du bist genug!
Du verdienst es, glücklich zu sein und dich gut zu fühlen.
Nur du kannst dich vollumfänglich um dich selbst kümmern und deine Bedürfnisse an erste Stelle setzen.
Du bist eine starke, intelligente und wertvolle Frau.
Du bist es wert, geliebt und gepflegt zu werden, und zwar zuallererst von dir selbst!
Vergiss das niemals!
Schreibe dir diese Sätze auf, sage sie laut zu deinem Spiegelbild. Verinnerliche den Inhalt!
Selbstzweifel statt Selbstfürsorge
Der Verlust des Partners kann oft ein Gefühl der Wertlosigkeit hervorrufen, bist du doch die Einzige in deinem Umfeld, der genau das widerfahren ist. Hast du vielleicht versagt, hast du etwas falsch gemacht? Hättest du noch viel mehr tun können?
Das Sterben des Partners fühlt sich manchmal an, wie ein grandioses Scheitern (so ging es mir zumindest)
Ganz allein musst du jetzt mit all dem Schmerz und dem Verlust klarkommen und dein Leben von null auf neu gestalten.
Ja, das ist unfassbar ungerecht. Ich fühle dich so sehr!
Aber, meine Liebe, ganz wichtig! Dein Wert ist nicht an jemand anderen gebunden.
Du bist genauso wichtig und wertvoll wie Du es immer warst, und Du verdienst es, dass Du gut für Dich sorgst. Und wenn du dir selbst nie wertvoll genug warst, ist jetzt in Trauer genau die Zeit, das endlich mal zu lernen! Du hast gerade erlebt, wie schnell ein Leben vorbei sein kann. Es wird Zeit, daraus zu lernen und für dich selbst einzustehen und zu lernen, dich selbst zu lieben.
Und das geht so:
Ab vor den Spiegel und bete die Powersätze für Selbstfürsorge gleich noch mal herunter!
Warum unser Minderwertigkeitsgefühl uns in der Heilung nach dem Verlust des geliebten Menschen bremst
Wir Frauen neigen dazu, uns nach dem Verlust eines geliebten Menschen minderwertig zu fühlen. Dies kann ein großes Hindernis für unsere Heilung sein. Wir wollen jetzt alles richtig machen, tun und aufräumen. Wir suchen die Fehler zuerst in uns. Viel wichtiger ist es, sich jetzt um uns selbst zu kümmern und uns das zu geben, was wir wirklich brauchen, um zu heilen.
Bitte verinnerliche, dass dieses Minderwertigkeitsgefühl nur eine Reaktion auf deinen Schmerz ist, und nichts mit der tatsächlichen Wahrheit zu tun hat!
So gelingt dir Selbstfürsorge in der Trauer
Achte auf deinen Körper
Ausreichend Schlaf, gutes nahrhaftes Essen und Bewegung sind grundlegende Bedürfnisse, die oft vernachlässigt werden, wenn wir trauern. Jede kleine Tätigkeit, jeder gesunde Snack, jeder kleine Spaziergang bringt dich behutsam zurück in dein 2. Leben, lassen dich wieder besser fühlen und ein Stückweit Lebenslust generieren.
Suche Unterstützung:
Such dir aktiv Hilfe. Deine Freunde wissen nicht, wie es in dir aussieht und was du gerade am nötigsten brauchst. Sie sind selbst hilflos. Sage ihnen direkt, wie sie dir helfen können.
Ärztlichen Beistand zu zu suchen ist gesund und erwachsen. Mehr darüber erfährst du hier, wenn du den Tod deines geliebten Partners nicht verkraften kannst.
Werde Teil einer Trauergruppe in deinem Ort, suche dir eine Trauerberaterin – tausche dich mit anderen, denen es ähnlich wie dir geht, aus. Wenn du am Arsch der Heide wohnst, hilft dir meine Online-Trauercommunity.
Akzeptiere Deine Gefühle:
Jedes Gefühl, das Du hast, ist gültig und wert, gefühlt zu werden. Es ist okay, traurig zu sein, es ist okay, wütend zu sein, und es ist auch okay, glückliche Momente zu haben und albern über Katzenvideos zu lachen. Trauer ist kein Dauerzustand. Es gibt gute und schlechte Tage, Stunden und auch nur Minuten. Reite die jeweilige Welle mit Grazie.
Nimm Dir Zeit für Dich selbst:
Tu etwas, das Dir Freude bereitet. Es ist nicht egoistisch, sich um sich selbst zu kümmern. Im Gegenteil: Sich um sich selbst zu kümmern ist der radikalste Akt der Selbstliebe. Du bist jetzt nur noch für dich zuständig. Benimm dich entsprechend. Sei gut zu dir. Sei dir selbst die allerbeste Freundin, Mutter, große coole Tante, liebevolle Omi – das Frauenbild, welches dir in deinem Leben am meisten Liebe geschenkt hat.
Schreibe ein Tagebuch:
Das Aufschreiben Deiner Gedanken und Gefühle kann sehr therapeutisch wirken. Ich habe dafür einige Bücher gestaltet, die dir dabei helfen können. Sei es ein Achtsamkeitstagebuch für deine täglichen Glücksmomente oder sei es das Trauertagebuch für dein erstes Trauerjahr. Schau mal vorbei.
Ideen und Übungen für mehr Selbstfürsorge bei Trauer
Hole dir deine Checkliste mit Ideen und Übungen zur Selbstfürsorge, die dir sofort bei der Umsetzung helfen werden:
Danke für den wertvollen Blogartikel. Auch wenn ich glücklicherweise nicht „trauernd“ bin, merke ich gerade, dass die Freundschaften und Beziehungen in guten Zeiten gepflegt werden wollen. Oft nehme ich zu wenig Zeit dafür. Zu wissen, dass ich für andere da bin wenn sie mich brauchen – ist gleich bedeutend mit einer Einzahlung auf das Beziehungskonto.
Liebe Rita, danke für deinen schönen Kommentar. Ja, und beide Seiten gewinnen ja durch die gemeinsame schöne Zeit. In guten wie in schlechten Zeiten 🙂