Mehr Hollywood im Leben

Tipps für ein Leben wie im Film

von | Jul 26, 2020

Sommerloch und Langeweile im Sommer 2020. Urlaub geht nur noch safe in Deutschland. Das Leben ist kein Hollywood. Kein Reisen, Stillstand, Hitze. Wie kannst du dir das Leben so gestalten, dass es sich anfühlt, wie im Film?

Der Beginn von Corona

Dieses Jahr 2020, wir schreiben den Beginn von Corona, hat einem bereits schon unglaublich viel abverlangt und ich denke nicht, dass wir das Ende der Fahnenstange schon erreicht haben.

Da kommt bestimmt noch ein dicker Klops, der uns am Ende sagen lassen wird: ach der Buschbrand in Australien war zwar schlimm, aber im Vergleich zu dem ganzen Rest: Peanuts. (Nachtrag: ich habe Recht gehabt)

Aber keine Angst, wir werden das alles überleben. Denn dafür sind wir Menschen gemacht worden. Wir tragen eine unglaubliche Fähigkeit in uns, von der wir noch gar nichts wissen. Und glaubt mir, ich weiß, wovon ich schreibe.

Und nach all diesen Apokalypseschockern und Krisen fehlt es dir verständlicherweise an Glamour und das Fernweh killt dich. Ein bisschen Happy-End wäre auch mal was Schönes in diesem crazy Jahr.

Wie war der erste Corona-Sommer?

Mangels Fernziel sitzt du nun mit dem Hintern in der ausgeleierten Badehose in dem ebenfalls ausgeleierten aufblasbaren Kinderpool.

Erdrückende Langeweile überall. Auch das Wasser ist lauwarm. Das lauwarme River-Orange-Korn-Mixgetränk in der rechten Hand erhitzt langsam und genau so langsam brennt die halbverbrannte Kippe in deiner linken Hand ein Loch in die Gummiaußenwand und erzeugt auf diese Weise einen Hauch der so bitter vermissten Spannung.

Der Hund pinkelt derweil unbeeindruckt von dir in die Hecke und schaut dir dabei tief in die Augen.

Wann hat mich das letzte Mal jemand so angesehen?

Was richtig Schönes und Aufregendes wäre doch jetzt mal was. Glamour, Hollywood, Palmen, Strand, wo seid ihr?

Warum ist das Leben so anstrengend?

Nehmen wir mal an, du befindest dich in einer ganz normalen Beziehung, in einem normalen und viel zu gering bezahlten Angestelltenverhältnis und das eigentliche Highlight des Jahres, der gemeinsame Urlaub, fällt so, wie er eigentlich geplant war, flach.

Statt Goldstrand und Nessebar jetzt Kiessee und Regen. Suboptimal. Schlechte Musik, Dauerwurst und Bier. Hurray.

Oder du bist selbst blöd krank oder kümmerst dich um jemanden Krankes und hast diese Wiederkehr aus ständiger Angst, Dreck und Elend auch einfach mal satt.

Dieser hier Artikel soll daher Mut machen, Zuversicht bringen und dich etwas lockerer im Schlüpfer werden lassen, denn: Alles ist im Grunde genommen gut.

Du verdienst mehr Glamour!

Warum „alles wird gut“ scheiße ist!

Alles wird gut.

Ich kann es nicht mehr hören!

Immer wird das eigentliche Glück auf später verschoben oder an unrealistische Ziele gekoppelt.

Ich sage dir, das ist ein ganz großer Fehler!

Denn vor lauter Hoffnung auf das magische „Später“, auf das Ziel, auf das Ende – aber nicht den Tod – vergessen wir das Wichtigste:

Im hier und jetzt zu leben.

Glaubenssätze, die dich unglücklich machen:

Also räumen wir erstmal mit diesen fürchterlichen Glaubenssätzen auf, mit denen wir alle groß geworden sind:

  • Happy End
  • Der Richtige/die Richtige wird schon noch kommen
  • So lebten sie gemeinsam glücklich bis an ihr Lebensende
  • Am Ende wird alles gut
  • Bis zur Hochzeit ist das verheilt

Warum werden wir immer auf das später vertröstet?

Warum ist es nicht möglich, einfach mal jetzt glücklich zu sein?

Schuld ist nur die Glotze und die Märchen, die wir als Kinder vorgelesen bekommen haben oder halt Hollywood und Disneyland.

Außer du bist mit dem richtig deepen Shit aufgewachsen, also so Hans Christian Andersen oder Mangas.

Ansonsten wird dein Glück ständig auf die lange Bank geschoben und dir vorgehalten, wie die Möhre dem Esel.

Das muss nicht sein!

Warum schürt Hollywood falsche Hoffnungen?

Regelmäßig sitzt man nach einem Film-Ende á la Hollywood debil grinsend da und denkt, ach was schön. Könnte mein Leben nicht mal so sein? So aufregend, so spannend, so glamourös, so toll? in diesem Artikel der Zeit werden diese Glaubenssätze schön entlarvt.

Wie sieht dagegen die Realität aus?

Du musst dir schon wieder das zigste Mal auf Arbeit von deiner Kollegin anhören, dass die Nachbarin XY mit dem Fahrrad anstelle des Autos zur Arbeit gefahren ist.

Mit dem Fahrrad!!!!

Stell dir mal vor!

Warum nur?

Durch die leeren Kolleginnenaugen siehst du, wie ihre zwei letzten verbliebenen grauen Zellen im Hirn erschöpft zusammenstürzen.

In weiser Voraussicht hat sich deine Seele bereits aus Sicherheitsgründen von deinem Körper ob des drohenden Schwarzen Loches, welches sich gerade im Hirn deiner Kollegin im Entstehen befindet, getrennt.

In dieses schwarze Loch möchtest Du nicht mit hineingezogen werden!

Dein vegetatives Nervensystem versucht mangels Fluchtmöglichkeit sich derweil halbherzig den Kopf an der Wand blutig zu schlagen.

Ohne dass du dabei aufstehst.

Von außen sieht das Ganze aus wie bei Kopfnicker Records, denn der Weg zur Wand ist weit.

Und du weiß, Kopf blutig schlagen tut weh. Also lässt du es, denn Schmerzen brauchst du jetzt nicht auch noch.

Bestehen Hollywoodfilme den Realitätscheck?

Du denkst dir möglicherweise gerade:

Ich will auch mal so ein Leben wie in Hollywood haben!

So einfach ist das dort alles im Film, denn es geht ja doch alles immer gut aus.

Aber das ist nur eine Illusion, denn wir wissen ja nicht, wie es nach dem Ende eigentlich weiter geht.

Du jedoch lebst eigentlich schon in dem Leben, was nach dem Ende des Filmes kommt.

Und nach und nach erkennen wir, dass die Filme nur aufgrund der Tragik, dem offenen Ende oder der überraschenden Wendung am Schluss so toll sind.

Denn wen interessiert schon das Leben danach?

Nach dem Happy End?

Du weißt nicht, wie ich das meine? Kein Problem. Achtung! Spoilerwarnung!

Wenn du glücklicher Besitzer eines AmazonPrime-Accounts bist, brauchst du nur auf die untigen Filme klicken und mit einer ordentlichen Popcorn-Ladung hardcore-bingen:

Wie würden  Hollywoodfilme nach dem Happy End weitergehen?

Eine kleines Fantasiespiel von mir: 

Ghost – Nachricht von Sam

Der geliebte Tote kommuniziert nach seinem Tod durch ein Medium und löst einen Kriminalfall, also genauer, seinen Mord auf. Danach kann er endlich ins Licht gehen und sagt leise noch mal „Ich liebe dich“. Happy End.

Zuschauerin weint. Demi auch.

Aber wie geht es dann weiter? Die arme Demi Moore darf dann den grausamen Tod alleine weiter verarbeiten, mit der tröstenden Gewissheit, dass es Sam nun gut geht, da wo er jetzt ist. Wie jeder Trauernde halt. Langweilig. Kennst du schon. Wie dein Leben halt.

Bittersüße Schokolade

Nach herzzerreißenden Irrungen und Wirrungen kommen die beiden Protagonisten endlich zusammen, nachdem sie gegen alle Spießer und Konventionen kämpfen mussten. Jahrelang. Und gerade, als man Rotz und Wasser heulen will, weil sie endlich zusammen gekommen sind, als Rentner, denn solange mussten sie warten, stirbt er beim ersten gemeinsamen Sex. Und du so „wot??“ Und weil sie so nicht alleine weiter leben will, vergiftet sie sich daraufhin, damit sie für immer vereint sind.

Leider in der Realität nahezu unmöglich nachzuahmendenn erstens stirbt manchmal irgendein Ehepartner ohne Ankündigung einfach ungeplant und viel eher.

Zweitens sind die Gefühle in dem Moment (ja, ich rede vom Sex) nie so extrem, wie man es sich wünschen würde und außerdem ist das Hirn die ganze Zeit damit beschäftigt, im Davor oder Danach zu sein.

Man ist nie wirklich dabei!

2012

Nach einer atemberaubenden Weltuntergangsrutsche wie in Hollywood rettet sich der elitäre Teil der Menschheit irgendwo in den Bergen des Himalayas um dann am Ende, nachdem sich alle Hochwasser gelegt haben, einen Neuanfang in Afrika zu wagen.

Genau mein Humor.

Wie der Neustart in Afrika dann im Detail von statten geht, werden wir nie erfahren. Aber es wird sicher kein Zuckerschlecken, so ganz ohne Essen, Klamotten, Häusern und Klo. Und voller Ansprüche. 

Titanic

Jack ertrinkt, Rose überlebt und entsagt ihrer Familie und damit dem Reichtum. Bilder zeigen in der Retrospektive ihr bewegtes Leben. Was sie nur dadurch haben konnte, da sie allein war und das Chuzpe einer reichen Person hatte, um genau das alles allein so zu erleben (und mit irgendeinem unwichtigen Partner, der nicht weiter erwähnt wird, aber dafür gesorgt haben muss, dass es Enkel gibt).

Hätte Jack überlebt, hätten sie wahrscheinlich drölf Kinder bekommen und Rose wäre in irgendeinem Mietshaus in New York verrottet, während Jack beim Kartenspiel die ganze Kohle verjuchheit hätte.

28 Tage später

Großartiger Zombiefilm, einer meiner liebsten des Genres, schon allein wegen des Soundtracks – egal, ich schweife ab. Am Ende überlebt der Protagonist mit einer neugewonnenen Familie und alle werden gerettet, während ausgemergelte Zombies am Straßenrand vor sich hinsiechen.

Ja und dann? Erzählt mir nicht vom 2. Teil „28 Monate später“, der ist scheiße. Und auch danach gibt es ein 2. Happy End. Und danach? Der übliche Neustart wo auch immer und ohne Geld.

Im Reich der Sinne

Ein ganz schön wilder Film über Abe Sada, die nach einigen heißen Nächten den Penis ihres während des Liebesspiels verstorbenen Liebhabers abschneidet und dann in der Handtasche mit sich trägt.

Ja und wie dann weiter? Wird sie festgenommen? Riecht der Penis nicht in der Tasche, er wird ja nicht besser da? Ok, wenigstens habe ich jetzt so den Kreis zur Dauerwurst geschlossen …

Wie bekomme ich also mehr Hollywood in mein Leben?

Was ich damit sagen möchte, ist, dass das Leben nach dem eigentlichen Höhepunkt nicht mehr interessant ist. Niemand interessiert sich für die harte Aufbauarbeit, die zum Beispiel nach einem potentiellen Ende der Welt folgen muss. Niemand will wissen, wie das scheinbar langweilige Leben in einer Ehe auch nach einem Happy End bei den Protagonisten Einzug hält.

Wenn wir uns schon einen Film ansehen, dann muss er alles haben, was es in unserem Leben nicht gibt:

Liebe, Schwulst, Romantik, Spannung, Gemetzel, Zombies, Vulkanausbrüche, Sex. Das volle Programm! 

Genau das Programm, bei dem unsere vom Sumpf des Alltags abgestumpften Synapsen endlich mal wieder etwas spüren.

Der Sumpf des Alltags, in welchem wir tagtäglich paddeln wie Frösche im Schlamm.

Denn genau in diesem Moment des stumpfen im Schlamm paddelns werden die Samen für die Zukunft, für die Selbstbestimmung, Freiheit und das persönliche Glück gelegt. Und diesen Fakt hat man selten auf dem Schirm.

Es ist wie mit der Lotusblüte: alle bewundern sie, wie schön sie ist, aber niemand denkt dabei an das dunkle brackige Wasser, durch welches sie sich auf ihrem Weg nach oben pressen musste.

Dies geht also raus an all die, die denken, ach ich erleb nie was, mein Leben ist so anstrengend, könnte ich nicht auch mal so ein Leben haben wie …!

Was du gerade tust, ist großartig! Du bist der Lotus.

Du gibst dem Bettler vor dem Supermarkt den Einkaufs-Euro, hilfst der Oma über die Straße und brüllst einen Idioten einfach mal nur deswegen an, weil er es verdient hat.

Denn irgendjemand muss es ihm sagen: Du.

Meine Tipps für ein Leben wie im Film:

    1. Gehe einen anderen Weg als sonst zur Arbeit, nehme ein anderes Verkehrsmittel, fahre Rad/Auto/Elektroroller

    2. Mache etwas für dich absolut untypisches und benehme dich dabei so, als würdest du das schon immer so machen

    3. Entdecke deine Stadt und das Essen neu, vielleicht mit einer Fresstour

    4. Überlege dir, wie du eigentlich gerne leben und wie du gerne sein würdest. Benimm dich einen Tag lang so – idealerweise in Situationen, wo dich keiner kennt und wenn dir die Rolle gefällt, dann in Situationen wo dich jeder kennt

    5. Überleg dir bei deinen täglichen menschlichen Begegnungen, was in deinem Gegenüber gerade vor sich gehen mag. Kreiere so einen wirren Filmplot, wahrscheinlich hast du Talent darin? Interpretiere das Verhalten deines Gegenübers entsprechend

    6. Stell dir vor, was das erstbeste Tier, welches du heute siehst, zu dir sagen würde, wenn es sprechen könnte?

    7. Sage jemandem, der dir gefällt oder ein schönes Kleid anhat, dass er dir gefällt/ein schönes Kleid anhat

    8. Bewege dich im Supermarkt so, als wäre die Zombieapokalypse schon da. Bewege dich so durch die Gänge, dass dich keiner bemerkt. Beobachte die anderen langsamen Einkäufer und bilde dir ein, sie wären Zombies. Ideal hierfür ist ein Besuch in einer Shopping-Mall (ich glaube, genau dort wurde das Zombiegenre erfunden)

     

    9. Raspele Gurken für den Salat, so weit es auf der Reibe geht, ohne dass es blutet

    10. Geh in ein Krankenhaus hinein und wieder hinaus und benehme und fühle dich dabei so, als wärst du gerade vom Krebs geheilt worden

    11. Wenn du ständig in einem Krankenhaus verbringen musst– und ich meine nicht arbeiten – dann lass dich von Freunden entführen! Verbringt einen Tag in der Stadt, als wäre alles normal

    Bitte benutzt dabei keine Äxte und verletzt keine Menschen!

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