Räuchern als Trauerritual

Wie kann so etwas einfaches wie Räuchern einem beim Trauerprozess helfen? Kann man gar Kontakt mit dem Jenseits aufnehmen? Hilft Räuchern beim Loslassen? Was sind die angenehmsten Düfte und welche Räucherschalen sollte man nehmen?

Wenn einem so etwas Furchtbares passiert, wie es mir passierte, wenn ein geliebter Mensch stirbt, hat man das Gefühl, alles gleitet einem aus den Händen. Man realisiert schmerzhaft, das nichts mehr jemals wie zuvor sein kann und die gesamte Welt gerät ins Trudeln. Dann braucht braucht etwas zum festhalten, man braucht ein Ritual, denn sonst wird man verrückt.

Als ungläubige Kinder aus Ostdeutschland haben Steffen und ich uns über die Jahre unseren eigenen Reim auf die Dinge gemacht. Wir sind gereist, haben uns mit den diversen indischen Glaubensrichtungen beschäftigt und auch die Kirche in ihren Mechanismen und Ritualen hinterfragt.

Am Ende bleibt jedoch die Ahnung, dass alles irgendwie von einer höheren Energie zusammengehalten wird.

Man kann sie nennen wie man will: Gott, Jesus, Licht, Liebe, Chi, Quantenphysik – doch irgendetwas ist da und ich möchte mich gar nicht streiten, wer Recht hat und was es denn nun letztlich ist. Das soll bitte jeder für sich ausmachen, das gebietet uns die Toleranz. Aber es kann nicht schaden, diese Energie zu akzeptieren und anzunehmen.

Und das bedeutet auch, dass ich immer noch mit Steffen verbunden bin und diese Verbindung jeden Morgen neu feiere.

Hierfür habe ich ein festes Morgenritual: das Räuchern.

Räuchern nach dem Tod eines geliebten Menschen

Wenn ein geliebter Mensch gestorben ist, hilft einem das Räuchern von Salbei in dem Raum oder der Wohnung des Verstorbenen. 

In der Trauer kann das Räuchern von Salbei eine unterstützende Rolle spielen, indem es dabei hilft, eine positive Energie zu schaffen und negative Gedanken und Emotionen zu vertreiben. Salbei ist ein bekannter Reiniger und hat antibakterielle Eigenschaften, die dazu beitragen können, die Atmosphäre zu reinigen und zu beruhigen. 

Um zu räuchern, kann man Salbei-Zweige oder -Blätter in einer Schale mit heißen Kohlen verbrennen und den Rauch dann durch den Raum bewegen. Es ist wichtig, vorsichtig zu sein und darauf zu achten, dass das Feuer nicht außer Kontrolle gerät. Es kann auch hilfreich sein, positive Affirmationen oder Gebete zu sprechen, während man räuchert, um die gewünschte Wirkung zu verstärken.

Aber auch Gebete können deiner Seele Trost spenden:

„Großer Geist/göttliche Mutter/liebes Universum, ich danke Dir für die heilenden Kräfte des weißen Salbeis. Ich bitte Dich, diesen Rauch zu segnen und ihn zu einem Instrument Deiner Heilung und Reinigung zu machen. Möge er alle negativen Energien vertreiben und mich mit Deinem Licht und Deiner Weisheit erfüllen. Möge ich gesegnet sein mit Frieden, Ruhe und innerem Wohlbehagen.”

Bitte halte dich nicht sklavisch an jedes Wort, wichtig ist, dass du die richtige Formulierung für dich und deinen geliebten Toten findest!

Salbei hat übrigens auch noch folgende positive Effekte:

• Salbei hat eine Reihe von positiven Effekten, die sowohl auf körperlicher als auch auf emotionaler und spiritueller Ebene wirken können. Hier sind einige der wichtigsten Vorteile:
• Reinigung der Luft: Salbei hat antibakterielle Eigenschaften und kann dazu beitragen, die Luft in einem Raum zu reinigen und zu desinfizieren.
• Verbesserung der körperlichen Gesundheit: Salbei kann helfen, Erkältungen und Grippe zu bekämpfen, den Verdauungstrakt zu unterstützen und Schmerzen zu lindern.
• Stressreduktion: Salbei wirkt beruhigend auf den Körper und kann helfen, Stress und Angstzustände zu reduzieren.
• Unterstützung bei Schlafstörungen: Salbei kann dazu beitragen, den Schlaf zu verbessern und Schlafstörungen zu lindern.
• Förderung der kreativen Energie: Salbei wird oft verwendet, um kreative Energie und Inspiration anzuziehen.
• Spirituelle Reinigung: Salbei wird in vielen Kulturen und Religionen verwendet, um spirituelle Reinigung und Heilung zu erreichen.

Hier findest du noch andere Möglichkeiten, wie du Räuchern kannst. Ich habe dir mal meine Routine aufgeschrieben, die ich mehr oder wenig täglich einhalte:

Morgenräucherung

Jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen entzünde ich ein Räucherstäbchen direkt vor Steffens Bild und beginne, die Wohnung zu räuchern.

Lasst Euch bitte nicht von dem „Hakenkreuz“ auf dem Räucherstäbchenhalter irritieren. Dies ist ein Räucherstäbchenhalter aus Indien, den wir vor 8 Jahren mitgebracht haben. Das Symbol, welches wir als Hakenkreuz kennen, heißt eigentlich „Swastika“ und ist ein altes Glückssymbol, welches man überall im indischen und asiatischen Raum findet. Steffen soll ja glücklich sein da drüben und kein schlechtes Gewissen haben, dass er uns alleine gelassen hat.

Ein Ganesha, der indische Elefantengott – warum er so heißt, findet Ihr in diesem Buch heraus – bewacht das Ganze und Steffens geliebte Tempelfigur ist auch da. Der Fuchs ist aus Österreich, von einem wunderbaren Kurzurlaub mit Freunden und erinnert immer an diese Zeit. Und wer „Chihiros Reise ins Zauberland“ kennt, kennt auch das Ohngesicht – No-Face. Steffen konnte sein Geräusch so wunderbar nachmachen.

Das weitere Ritual besteht darin, dass während des Räuchern mit den anderen bereits Verstorbenen zu sprechen, die schon auf der anderen Seite sind.

Ich rede beim Räuchern mit Steffens Oma und Opa, meiner Oma, Omi, Opi und meiner Mama – und dann bitte ich sie alle, sich heute wieder um Steffen zu kümmern und auch ein bisschen um mich.

Das bedeutet: Schokoladenkuchen backen (Omas), eine ordentliche feine Suppe mit Eigelb (Steffens Oma), Teigtaschen machen (Mama) und heimlich eine Zigarette mit Opa (Steffens Opa und meinem Opi) rauchen. Also alles, was Steffen glücklich macht.

Danach gehe ich noch eine Runde mit den Räucherstäbchen gegen den Uhrzeigersinn durch die Wohnung um den Rest auszuräuchern und dann sind alle Geister besänftigt und ich kann in den Tag starten.

Dadurch bin ich den ganzen Tag mit Steffen verbunden.

Räucherstäbchen räuchern

Meine japanische Freundin hat mir direkt nach Steffens Tod Räucherstäbchen geschenkt.

Wie alles aus Japan, sind die Verpackung der Räucherstäbchen wunderschön. Wenn irgend ein Land Stil und Funktionalität aufs Vortrefflichste vereint, ist das Japan. Das geht so weit, dass diese Räucherstäbchen rauchfrei verbrennen. Der Grund dafür ist, dass die Feuermelder in den kleinen japanischen Wohnungen nicht aktiviert werden. Diese Japaner!

Obendrein haben die japanischen Räucherstäbchen einen wunderbar angenehmen und dezenten Geruch im Gegensatz zu den bekannten Produkten, zu denen ich später noch komme.

Diese Räucherstäbchen auf dem Bild sollen in den ersten 100 Tagen, nach dem der Verstorbene beerdigt wurde, angezündet werden. Auf diese Weise sollen sie den Verstorbenen auf die Reise auf die andere Seite begleiten. Deren Design ist eher grau und weiß und die Düfte sind erdig.

Nachdem die ersten 100 Tage vorbei sind, gibt es andere Räucherstäbchen. Deren Motive werden dann blumiger und positiver. So, wie die in den violetten Verpackungen.

Hier findet Ihr ein paar japanische Räucherstäbchen die entweder 100 Tage lang, oder bei Gefallen natürlich immer benutzt werden können:

Shoyeido Baika-ju Pflaumenblüte
150 Stäbchen

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Warum täglich räuchern?

Dieses Ritual sorgt dafür, dass man sich jeden Tag mit dem Tod auseinander setzt und es langsam versucht zu akzeptieren, dass derjenige verstorben ist. Das ist natürlich schmerzhaft, aber Akzeptanz ist das Einzige, was gegen den Schmerz zu helfen vermag.

Räucherschale

Dann gibt es auch noch die Räucherharze für die größeren Rituale. Da diese so intensiv sind, dass man nach dem Räuchern wahrlich lüften sollte. Wie ein perfektes Räucherritual funktioniert, das findet Ihr auf dieser Seite.

Bei jedem Vollmond habe ich mir ein Räucherritual angewöhnt. Bei jedem räuchern fühle ich mich mit Steffen verbunden.

Wunderschöne
Räucherschalen/Räucherhalter
gibt es hier:

Räucherstäbchenhalter aus Keramik in Form einer Lotusblüte

Ich persönlich liebe es, folgende Harze zum räuchern:

Katholiken kennen diesen Geruch natürlich aus der Kirche. Ich liebe diesen ganz speziellen Geruch beim Räuchern sehr und habe immer Weihrauch zuhause.

Weihrauch in der Kirche

Wusstet Ihr, dass Weihrauch eine bewusstseinsverändernde Wirkung hat?

Der Weihrauch wurde in der Kirche bewusst eingesetzt, damit sich Gottes Wort, bzw. das Wort des Pfarrers noch tiefer ins Hirn hämmert. In Verbindung mit der Augenstellung, also den nach oben in die Kanzel gerichteten Augen, verstärkt es die hypnotisierende Wirkung des Weihrauchs beim Räuchern und damit die in der Messe gesagten Worte.

Ein weiterer nicht zu verachtender Fakt ist, dass Weihrauch dem Geruch von Leichen etwas ähnelt aber den Gestank wunderbar übertüncht:

Im Mittelalter bis Barock war es sehr beliebt, direkt in der Gruft unter der Kirche, und am nähesten unter dem Altar beerdigt zu werden. Wenn man jetzt Kirchen betritt, sieht man immer noch diese riesigen Gruftabdeckungen mit ihren Ringen im Kirchenboden. Dieses Privileg lies man sich ordentlich etwas kosten.

Sehr aufschlussreich hierzu ist ein Besuch in der Michaelerkirche in Wien neben der Hofburg. Hier konnte man nicht nur bei Gott sondern auch noch direkt beim Kaiser beerdigt werden. Mehr geht nicht.

Sämtliche Adelige der Stadt wollten hier beerdigt sein. Die Zugänge zu den jeweiligen Gruften sieht man jetzt noch im Kirchenboden.

Jetzt stellt euch mal vor, wie das gestunken haben muss.

Und genau deswegen hilft Weihrauch, da das Weihrauch räuchern wunderbar den Leichengeruch übertüncht.

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